Gegen den Strom, Mission possible 2

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 von Mathias Döbbert

Am 19. Juni 2024 erreichte die Redaktion eine sehr interessante Nachricht.

In unseren Reihen befindet sich ein Kanute, der sich einer Herausforderung stellt

an die jeder von uns schon mindestens einmal gedacht hat.

Die Elbe stromaufwärts so weit es geht. Mathias Döbbert hat nicht nur darüber sinniert,

nein, er hat es getan. 2018 hat er es bis Wittenberg geschafft. Diese Marke hat er heuer bereits

weit hinter sich gelassen.

Seit Sonntag den 16.06. ist er nun schon unterwegs und schickt regelmäßig

Updates nach "Hause".

Hier nun seine Worte und Eindrücke:

 

Er ist dann mal weg. Am Sonntag gestartet, bewege ich mich nun auf einer nicht ungewöhnlichen,

aber wohl unüblichen Route Zentimeter für Zentimeter die Elbe hinauf.

Die Bedingungen sind alles andere als günstig. Der Elbepegel ist sehr niedrig. Die Buhnenfelder können

oft nicht mehr ausgefahren werden und sind verlandet. Unterstützung durch Kehrstrompower - Fehlanzeige.

Ausgedehnte Kiesbänke zwingen mich immer wieder Richtung Flussmitte. Auf einige 

Unterwassergranaten sind wir schon aufgelaufen. Zum Glück ist Maja, mein Holzkanadier, hart im Nehmen.

Jedes Carbonschiffchen wäre daran zerbrochen.

Auch das Wetter ist eher unfreundlich. Hitze zu Beginn der Fahrt, fünf Regenschauer in 4 Tagen und zwei Gewitter stellten sich mir in den Weg.

Zwei Kilometer vor jedem angepeilten Ziel setzt der Niederschlag ein – ein übler Scherz von Poseidon persönlich, was ich ihm persönlich krumm nehme. Harter Gegenwind ist mir jedoch bisher erspart geblieben.

Es geht mir gut außer den normalen Anfangsschwierigkeiten: Rückenschmerzen, Poschmerzen, Schulterschmerzen, Gelenkschmerzen – eigentlich alle außer Kopfschmerzen.

Wo soll es eigentlich hingehen? Das ist die 1000 €-Frage. Wo wird das Boot gewendet werden und wann geben Mann und/oder Material den (Kampf)Geist auf. Es darf gewettet werden. Dessau, Roßlau, Vockerode, Coswig, Wittenberg und Elster sind bereits aus dem Rennen. Es bleibt spannend für Euch und mich. Viele Grüße aus dem harmonischen Kanuclub in Elster. Mathias

 

Zuhause schätzt man einen guten Tropfen,

gebraut aus Wasser, Malz und Hopfen.

Doch hier in Meißen muss es heißen:

Ach bitte bringen sie mir einen Weißen.

Am Sonntag, den 30.06.2024 meldete sich Mathias wieder bei der Redaktion. Lauschen wir seinen Worten:

 

Gewitter sind in diesen Wochen mein ständiger Begleiter. Kaum ein Tag an dem es nicht blitzt und donnert und gießt. Mal sitze ich sie aus, mal erreiche ich ein schützendes Bootshaus und manchmal, wenn es unerwartet kommt, lasse ich es einfach über mich hinwegziehen. Welche Strategie die richtige ist, ist so unbestimmt wie die Wettervorhersage selbst. Eine Erfahrung mit dem so tückischen Element habe ich nachfolgend einmal kurz zusammengefasst:

Das Gewitter

Furchtbar klingt’s, wenn man es liest, dass es wie aus Eimern gießt.

Vor Gewitter wird gewarnt, heftiger, als man es ahnt.

Wetter-App zeigt ganz genau, wann es kommt zum Supergau.

Immer gut ist der beraten, der auf’s Wetter nicht will warten.

Was hab ich alles unternommen. Zeitig bin ich losgeschwommen.

In der Früh schon kurz nach Sieben, dass der Sturm mich nicht tät kriegen.

Als ich erste Wolken fand, flüchtete ich gleich an Land.

Zelt errichtet voller Hast, war fertig schon zur Mittagsrast.

Auch das Boot entleert mit Fleiß, was kostete mich reichlich Schweiß.

Zuletzt das Kanu dreht ich um, doch kein Gewitter – das ist dumm.

Wie zum Hohn, es ist gemein, statt Blitz und Donner – Sonnenschein.

And‘re Paddler sah ich kommen, die von Unwettern wohl nichts vernommen.

Sitz im Zelt, schau durch das Gitter. Kein Gewitter, das ist bitter.

Im Geiste zähl ich Kilometer, die ich fahren nun muss später.

Zweifel möchte ich zerstreu‘n, die Entscheidung nicht bereu’n.

Also wird erst mal gespeist, weil es hungrig sich schlecht reist.

Doch das Essen schmeckt nur fade, kein Gewitter, das ist schade.

All das Plagen, all die Hatz, war wohl einfach für die Katz.

Erst am Abend sieht man wieder, dunkle Wolken ziehn herüber.

Als ich bette mich zur Ruh, schlägt das Gewitter richtig zu.

Und man nehme mich beim Worte- eines der allerübelst Sorte.

Es entfesselt sich in Sekunden, worauf gewartet man seit Stunden.

Und so finde ich hernieden, doch noch meinen Seelenfrieden.

 

Nur eine Stunde nach diesem Gedicht erreichte uns folgende Meldung:

 

Hallo Marko. 

traurige Nachrichten. Maja hat ernsthafte Schäden davon getragen. Das Mittelteil ist durchfeuchtet und hat sich nach innen gebogen. Außerdem gibt es eine 2€ Münzen große Schadstelle in der Harzversiegelung. Hab die Gute erst einmal auf Trockendock gelegt und die konkave Stelle mit Steinen beschwert. Jetzt müsste sie 1-2 Tage trocknen, doch Regen und Gewitter sind die nächsten Tage angesagt. Ich schau mal, ob ich den Schaden trotzdem wieder hingebogen kriege. Hänge hier also vorerst fest, obwohl man sich an die Umgebung gewöhnen könnte.


Kommentare: 3
  • #3

    Fred Schröder, Gastleser und Kanuclubfan (Dienstag, 02 Juli 2024 16:51)

    Wie ich es gewohnt bin, ein toller Reisebericht über die Paddeltour "Die Elbe stromaufwärts". Dazu die schönen Fotos und das Gedicht: Das Gewitter. Hoffentlich lässt sich der Schaden an der "Maja" schnellstens beheben. Ich habe es schon an anderer Stelle bemerkt: Die Reiseberichte von Mathias Döbbert sind fernsehreif. Vielleicht sollte man dem mdr Sachsen-Anhalt mal einen Tipp geben.

  • #2

    Mathias (Samstag, 29 Juni 2024 21:43)

    Liebe Birgit und Karl-Heinz,
    Euer Vertrauen in mich ehrt mich natürlich, jedoch bedenkt:
    Ich bin nur ein dünner, alter Mann in einem nicht unkaputtbaren Bötchen.
    Liebe Grüße aus Dresden
    Mathias

  • #1

    Karl-Heinz und Birgit (Freitag, 28 Juni 2024 17:58)

    Hallo Extrembattler!
    Mit Freude und Staunen haben wir Deinen Bericht gelesen. Die meisten Menschen machen es sich so leicht wie möglich und Dir sind die normalen Exkursionen viel zu einfach. Du suchst die Herausforderung ! Hut ab! Wann werden wir Dich mit einen Deiner Unternehmungen im Guinness Buch der Rekorde finden?
    Erst einmal sind wir gespannt, wo das Ziel der Reise sein wird. Vielleicht Dresden, das blaue Wunder? Egal, ob das Ziel dort ist oder woanders, ein Wunder hast Du schon vollbracht.
    Wir wünschen Dir für diese Paddeltour alles erdenklich Gute, immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel und freuen uns schon auf den nächsten wunderschönen Bericht!
    Herzliche Grüße von
    Karl-Heinz und Birgit