Urlaub zwischen Blässhuhn, Schwaan und Haubentaucher

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 von Mathias Döbbert 

Wer eine Woche Ruhe sucht von Arbeitsstress, Haushaltspflichten, Ehefrau/Ehemann oder einer Kombination dieser Faktoren und gleichzeitig aktives Kanuwandern praktizieren möchte, ist im mecklenburgischen Seengebiet rund um Mirow, Canow und Wustrow bestens aufgehoben. Wasser gibt es reichlich und allein die Aufzählung aller Seen würde eine halbe Seite füllen. 

Rudi (Günther) und ich hatten uns zum Ende der Vorsaison einen Stellplatz auf dem Wasserwanderrastplatz „Fleether Mühle“ gesichert und bauten am ersten Juli-Wochenende unsere Wagenburg auf einem nahezu leeren Wiesenstück auf. Ein hoher Lattenzaun schirmte uns von den Blicken der benachbarten Nackedei-Dauercamper ab.

 

Am Montagmorgen wurden die Boote zu Wasser gelassen und, oh Schreck, mein Kajak „Majak“ hatte ein Leck. Ein winziger Riss wie der meine hätte auch die Titanic nicht zum Sinken gebracht, aber die Aussicht auf einen nassen Hosenboden während unserer Ausfahrten war wenig erquicklich. So wurde der Start um ein halbes Stündchen verschoben, während ich der Schadstelle mit Gewebetape, auch bekannt als „Panzerklebeband“ zu Leibe rückte. Aufgeben galt nicht!

 

Der Aufwand hatte sich gelohnt. Durch einen urwüchsigen Kanal, gesäumt von blühenden See- und Teichrosenteppichen, arbeiteten wir uns zum Rätzsee vor. Perlhuhnnachwuchs trappelte ungeschickt über tellergroße Schwimmblätter. Die Eltern hatten die Kleinen jedoch immer im Blick. Ein Schwaan zelebrierte unbekümmert seine Morgentoilette am Ufer, während wir vorsichtig umgestürzte Bäume umrundeten. Nahezu lautlos glitten wir durch dieses Paddler-Paradies.

 

Der Rätzsee empfing uns mit einer mittelstarken Brise, die wir anfangs angenehm von achtern bekamen und welche uns forsch über die Wellen zu schieben schien. Eine sandige Uferbucht schrie förmlich nach einem ersten Bad im kühlen Nass. Auf dem Rückweg war‘s dahin mit der vormittäglichen Leichtigkeit. Jetzt musste gegen Wind und Wellen gekeult werden. Haubentaucherfamilien setzten von einer zur anderen Seeseite über. Bei Annäherung der Faltboote verschwanden auf Kommando die Lütten unter Wasser. Sicher ist sicher. Ein-zwei Biberburgen kündeten von der Präsenz des Baumeisters, doch wir bekamen ihn nur ein Mal zu Gesicht.

In den folgenden Tagen nutzten wir das zunehmend schöne Wetter zu ausgedehnten Touren auf Labus-, Filz-, Pälitz- und Canower See, gelegentliche Huschen nicht ausgeschlossen. Die Möglichkeiten sind hier schier unerschöpflich. Ein Muss waren die Stopps an der Canower Fischräucherei. Einer Portion Fischbuletten oder einem Fischbrötchen mit Räucherlachs konnten wir einfach nicht widerstehen. Neben den Seen mit ihren ausgedehnten Schilfgürteln und den versteckten Badebuchten haben mich besonders die stillen Verbindungswege zwischen den Seen beeindruckt wie z.B. die Drosedower- und die Dollbekk. Ein Vergleich mit den Spreewaldfließen drängt sich unwillkürlich auf.

Eine Woche verging wie im Flug und schon ein wenig wehmütig bauten wir am Ende Boot und Vorzelt ab, nicht ohne uns von oberster Zeltplatzleitung versichern zu lassen, dass wir jederzeit wiederkommen können.

*Fotos: Mathias Döbbert*


Kommentare: 1
  • #1

    Martin (Freitag, 18 August 2023 13:04)

    Grüße aus dem Biosphärenreservat beim wilden Stromauf. Paddeln und nicht wild zelten (biwakieren). Traumhaft hier. Günther berichtete mir ja schon von euren Touren und strahlte dabei.
    Macht weiter so. Euer alter Mann und der Fluss.