Leipzig - ohne Rast und Ruh

von Mathias Döbbert

Die Fahrt auf Leipzigs Wasserstraßen ist ein Juwel im Sportkalender unseres Vereins. Am Stadthafen in Leipzig angekommen waren die Boote in Null Komma nix entladen. Kurze Einweisung,  und schon tauchten wir ein in die Leipziger  Wasserwelten der Weißen Elster.

Dieser herrliche Spätsommertag, der 12. September, versprach mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen noch einmal, was der nahende Herbst nicht mehr würde halten können. Das müssen auch die Leipziger und ihre Gäste gespürt haben, denn der Andrang am und auf dem Wasser war riesig. Die Bootsverleiher fertigten ihre Kunden ab im Minutentakt. Es wimmelte nur so von Sonntagspaddlern, Leihbootfahrern, Stand-Up-Paddlern, Stadtrundfahrern, Kaffeefahrten-Fahrern, Ruderern, Motorbootfahrern, Profi- und Vereinspaddlern, Drachenbootfahrern und sogar einige Badegäste genossen den vermutlich letzten Sprung ins kühle Nass.

Unser Parcours zog sich entlang von Resten eines ehemaligen Auenwaldes, vorbei an diskret durch Bäume und Sträucher versteckten Jugendstilvillen. Wir passierten gläsernerne Bürokomplexe und (Wasser)Straßencafe's sowie aus ehemaligen Fabrik- und Lagerhäusern geschaffene Luxus-Wohnanlagen mit Balkonen, frei schwebend über der Weißen Elster mitten in der Innenstadt der Metropole. Niedrige Brückchen und schattige, verträumte Kanäle sowie der Anblick von dahingleitenden, venezianischen Gondeln boten allen Wasserwanderern Gelegenheit zu purer Entspannung.

Allein unsere muntere Gemeinschaft, in leuchtenden Vereinsshirts unschwer zu erkennen, schien heute von einer  gewissen Unruhe befallen. Waren es der Zeitdruck eines reservierten Mittagessens, die Aufholjagd nach einem durch Umleitungen und Stau verursachten späteren Start oder die wie Damoklesschwerter über einigen Sportfreunden schwebenden privaten Anschlußtermine, welche zeitweise eine gewisse Hektik verursachten?

Bootsrutsche gestrichen, keine Pause am Leipziger KanuClub, kein Ausfahren des romantischen Karl-Heine-Kanals und gereizte Stimmung beim Laden der Boote. Eine Ausfahrt, die zum "Seele baumeln lassen" verführen sollte - ein Hochglanzfilm im Zeitraffer? Genuss braucht Zeit.

Wer jedoch abschalten konnte, hatte an dieser Vereinsfahrt seine helle Freude. Wetter, Natur und Flair in perfekter Harmonie. Leipzig hatte wieder einmal nicht zu viel versprochen und ist sicherlich eine Wiederholung wert - mit Rast und Ruh.

*Schnappschussexperten: Thomas Berger, Reiner Liebmann, Franz Porsche und Martin Max*


Kommentare: 1
  • #1

    Fred Schröder - Kanuclub Fan und Gastleser (Donnerstag, 17 September 2020 10:09)

    Toller Bericht über die"Wasserstadt Leipzig". Genau so habe ich es am 28. Juli erlebt, als ich vom Stadthafen aus an einer Motorboot-Rundfahrt "Klein Venedig" teilgenommen habe. Wer mehr über diese Wasserstraßen, den Hafen und die Entstehung des Karl-Heine -Kanal erfahren möchte , dem empfehle ich folgende MDR Sendung. Am Dienstag,15.September 2020 sendete der MDR um 21.00 Uhr : Der Osten - Entdecke wo du lebst. Leipzigs Traum vom Meer - Der große Kanal. Sollte man sich unbedingt in der Mediathek anschauen. Abschließend ein großes Kompliment an Mathias Döbbert, der Bericht und die Fotos sind ganz toll und könnten auch im Fernsehen gesendet werden.