von Mathias Döbbert
Der neugierige Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen signalisierte nichts Gutes. Zwar war im Radio von Aufklaren, Sonnenschein und Höchsttemperaturen die Rede. Doch zu dieser frühen Stunde hing eine milchig dicke Suppe in der Luft. Sichtweiten unter 50 Meter hätten selbst den Autobahnverkehr lahmgelegt. Trotzdem wagten sich mangels Alternativen einige Sportfreunde auf die Wasserstraße Elbe.
Voller Optimismus, dass sich die Nebel von Aken schnell auflösen würden, stachen mehrere Kajaks und der C9-Canadier "Stadt Aken" in See. Doch die Schleier der Blindheit sollten uns erst vor Barby, dem eigentlichen Ausgangspunkt des diesjährigen LKV-Anpaddelns, genommen werden. Also tasteten wir uns Kilometer für Kilometer vorwärts, ohne die Hilfe eines Radars oder eines Blindenhundes nutzen zu können.
Weder steuerbords noch backbords war ein Ufer oder eine Bake zu sehen. Der Nebel schlucke die Geräusche wie ein gefräßiges Monster und so kreuzten wir von Links nach Rechts und zurück, immer in der Hoffnung, uns noch in der Fahrrinne zu befinden. Erste Kanuten der Junkers-Paddelgemeinschaft schlossen zu uns auf, welche diese Irrfahrt schon seit Dessau absolvierten. Wie aus dem Nichts tauchten mitunter Buhnen auf. Der Schreck war groß - die Unruhe im Boot wuchs von Kollisionskurs zu Kollisionskurs. Etwas manövrierfähiger als die Titanic lenkten wir aber unser lange Schiff immer wieder in tiefere Gewässer. Ein Mords-Job für den Steuermann, von dem es zeitweilig ganze Neun im Boot zu geben schien. Nach anderthalb Stunden hatten wir uns endlich an Barby herangearbeitet und wurden herzlich von unseren Vereinskameraden begrüßt, welche das Anpaddeln von hier aus beginnen wollten.
Die Ansprachen der Veranstalter drehten sich um neuen Naturschutzbestimmungen und die Sicherheitshinweise auf der Strecke. Fahrtenabzeichen in Gold und Platin sowie Ehrenurkunden wurden den Besten zu Teil, darunter auch unserem Uwe Laqua.
Dann wurde der Startschuss gegeben und das Anpaddeln offiziell eröffnet.
150 Aktive beteiligten sich und eine bunte Schar Kanuten der verschiedenen Vereine Sachsen-Anhalts in noch bunteren Booten drängte aufs Wasser. Inzwischen hatte die Sonne gesiegt und dem Steuermann war nun viel wohler, Ufer und Gegenverkehr rechtzeitig erkennen zu können. Da wir mit dem Schnellboot zügig Fahrt aufnahmen, konnte wir nicht bemerken, dass unser Verein eine Kenterung beim Start zu beklagen hatte. Mit dem Schrecken davon gekommen und das Anpaddeln mit einem kurzen Anbaden verbindend konnten die Sportfreunde jedoch später ihre Fahrt fortsetzen.
Nach so viel Abenteuer kam die in Schönebeck anberaunte Mittagspause gerade richtig, Flugs enterten wir den Steg der Schönebecker Ruderer. Eine deftige Erbsensuppe mit Bockwurst, in gemütlicher Runde eingenommen, stärkte Körper und Kampfgeist. Den Rest der Strecke bis zum Magdeburger Kanuclub im Elbe-Seitenarm erpaddelten wir bei Bilderbuch-Wetter in Bilderbuch-Manier. Nur eine Tonne kurz vorm Ziel wollte uns unbedingt streifen. Doch den Gefallen taten wir ihr nicht. Mit reichlich Adrenalin im Blut erreichten wir das schöne Bootshaus und ließen uns Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse schmecken.
Die Fahrt bot reichlich Raum für neue Erfahrungen und stellte das Team von "Stadt Aken" nach der Winterpause gehörig auf die Probe. Ein Schuss Gelassenheit und eine Prise Toleranz täten der (Tr)Suppe gut. Neue Fahrten werden neue Herausforderungen bringen und die Mannschaft zusammenwachsen lassen. Wenn wir den Nebel geschafft haben, schaffen wir auch alles andere. Ahoi!
*Den Durchblick behalten haben: Petra Weitsch, Reiner Liebmann, Martin Schurz und Mathias Döbbert*
Alfred Müller (Donnerstag, 11 April 2019 16:30)
Nach der Fahrt anlässlich des Anpaddelns des LKV Landesverband Sachsen-Anhalt bleiben in Erinnerung der starke Nebel, die "Aufklärung" und der schöne warme Tag, die Ankunft aller Teilnehmer in
Magdeburg und die Vorfreude auf die Weserfahrt des C9 "Stadt Aken" im Juli dieses Jahres.
Weitschis (Dienstag, 09 April 2019 21:18)
Super, lieber Matthias, schöne Erinnerung