Auf dem Weg nach "Little Sheffield"!?

von Mathias Döbbert

Am anderen Ende der Welt, auf der australischen Insel Tasmanien, gibt es ein Städtchen, welches sich neu erfinden mußte. Nach Ende eines Baubooms, verursacht durch die Errichtung von Staudämmen und Wasserkraftwerken, nahm die Einwohnerzahl in den 70er Jahren stetig ab und der Ort, abseits der bekannten Naturwanderrouten und fern der Küste, lief Gefahr, in Bedeutungslosigkeit zu versinken. 

Einige Einwohner von Sheffield wollten sich damit nicht abfinden und wandten sich mit einem Angebot an den australischen Tourismusverband. Kern ihrer Idee war die Verschönerung der Stadt mit Wandmalereien, die Touristen anlocken sollten, um so der Stadt neues Leben einzuhauchen. Seit 1986 sind in Sheffield über 60 Wandmalereien entstanden. Ein jährliches Festival und ein Kunst-Wettbewerb brachten der 1.500-Seelen-Gemeinde den Titel "Stadt der Waldmalereien" (Town of Rurals) und ziehen Jahr für Jahr 200.000 Besucher an.

Im vergangenen Jahr 2018 sind wir in Aken ebenfalls Zeugen öffentlichen, künstlerischen Schaffens geworden. Das Weinhäuschen, Trafohäuschen, Kanalisationshütten und Bushaltestellen wurden zu Leinwänden und zeigen attraktive Stadtansichten und die Schönheiten von Fauna und Flora, mit denen unser Elbestädtchen  aufwarten kann. 

Ob Biber "Elbi", Schwanenpaar, Reiher oder Eisvogel, die farbenfrohen Gemälde an unseren Hauptstraßen zaubern unwillkürlich Erstaunen über die Kunstfertigkeit des Künstlers und ein Lächeln ins Gesicht.

Dabei sind Wandbilder in Aken keine Erfindung der Neuzeit. Wohlhabende Bürger und zahlreiche Schiffseigner schmückten schon im vergangenen Jahrhundert ihre Immobilien mit größeren oder kleineren Kunstwerken, je nach Geldbeutel. Beispiele sind in Form von Reliefbildern in der Bahnhof- oder der Himmelreichstraße zu finden oder zu Ehren des Druckgewerbes in der Dessauer Straße und Am Markt. Die Freunde der Eisenbahn verliehen ihrer Leidenschaft für Dampfrösser mit Wandgemälden in der Flurstraße Ausdruck. Schritt für Schritt wird Aken selbst zu einem kleinen Kunstwerk. Und dass, obwohl noch immer hässliche und sinnlose Graffiti-Schmierereien manche Mauern verunzieren.

Schaut man sich die neu entstandenen Bilder einmal aus der Nähe an, wird einem eventuell die Signatur des Künstlers auffallen: St. Rogge.

Der in Köthen lebende Kunstmaler Steffen Rogge versteht es wie kaum ein Anderer, die naturnahen Impressionen geschickt, lebendig und humorvoll in Szene zu setzen. Fassadenbilder in Köthen, Dessau, Reppichau und anderen Gemeinden in Sachsen-Anhalt tragen bereits seine Handschrift und sind nun auch in Aken Teil des Stadtbildes.

Derweil wächst in Aken bereits die nächste Generation Künstler heran. Schüler der Sekundarschule "Am Burgtor" unter der Anleitung des Altenburger Graffiti-Virtuosen Ralf Hecht schufen zwei schöne und farbenfrohe Wandbilder in der Köthener Straße und am Betriebshof (hinter der Sporthalle) - ein Projekt, welches nachgeahmt und fortgesetzt werden sollte.  

Offensichtlich hat unsere kleine Elbestadt die ersten zarten Schritte auf einem Weg zurückgelegt, der schon Sheffield auf der anderen Seite der Welt oder Chemainus, hinterm "großen Teich" in Kanada, zum Erfolg geführt hat. Auch bei uns könnte doch ein Mal-Fest/Wettbewerb ins Leben gerufen werden. Künstler in Nah und Fern gibt es anscheinend genug, die sich auf einer "Wand-Bühne" austoben wollen. Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle liegt in greifbarer Nähe. Auch die Leipziger HGB und die HS Vitruvius Leipzig bilden angehende Maler und Grafiker aus, die sicher darauf brennen, sich zu beweisen. Außerdem verfügt Aken noch über reichlich monochrome Fassaden. Und sollten der Stadt einmal die "Leinwände" ausgehen, hätte ich selbst eine Hausfront anzubieten, die einer Verschönerung bedarf. 


Kommentare: 1
  • #1

    Karl-Heinz und Birgit (Mittwoch, 23 Januar 2019 16:00)

    Die Wandmalereien, ob nah oder fern, sind einfach wunderschön. Die Idee, einen Mal-Fest-Wettbewerb in Aken durchzuführen, ist großartig. Vielleicht sollte man speziell den Fußballfans eine Malbühne zur Verfügung stellen, auf der sie ihren Frust oder auch Freude zum Ausdruck bringen können, um somit Häuser, Mauern und weiteres von den Schmierereien zu verschonen.