Sonne Satt Sommertour Tag 1

von Mathias Döbbert

Tag 1: Aken-Magdeburg-Hohenwarte

Der Sonntagmorgen kann schöner nicht sein. Nach mehreren Tagen Vorbereitung für die große Sommertour von Aken nach Zehdenick drängt es mich förmlich aufs Wasser. Der Himmel ist wolkenlos und eine leichte Brise erhebt sich von Osten. Rückenwind!

Mit meiner besseren Hälfte zur Unterstützung treffe ich gegen 9:00 Uhr am Bootshaus ein, MAJA auf dem Autodach und Gepäck ohne Ende für 1 Woche im Gepäckraum. Nur Alfred war schneller und rüstet sich bereits für seinen Frühsport, während Achim und Sebastian vor ihrem Wohnwagen „in familia“ ein Freiluftfrühstück zelebrieren. Mit Sebastians Hilfe ist das Boot ruck zuck auf dem Steg und ich ihm sehr dankbar. Immerhin hat er Kaffee und Brötchen auf meine Bitte hin stehen und liegen gelassen.


Als alles verstaut ist, stellte ich fest, dass gar kein Platz für die Beine im Kanu übrig blieb. Also muss die Tasche mit dem Bootswagen zu Hause bleiben. Er war sowieso nur für den Notfall vorgesehen und der sollte ja gar nicht eintreten. Küsschen und Abschiedsfoto von der Gattin und schon erfasst die Strömung das kleine Gefährt und treibt mich Richtung Magdeburg davon. Mit leichtem Paddelschlag manövriere ich es in die Flussmitte. Nun gibt es kein Zurück mehr, nur noch Vorwärts. Breitenhagen ist bald erreicht, die Fähre umschifft. Junge Ruderer vom Westerhüser SV haben keine Mühe, mich zu überholen. Die Mädels fahren voran, ruhig und gleichmäßig. Die Jungs folgen lautstark mit Musik und sind schon von Weitem zu hören. Zahlreiche Motorboot-Sonntagsfahrer und Angler in Schlauchbooten kreuzen meinen Weg. Selbst Wasserscouter sind heute unterwegs. Deren Wellen sind beachtlich. Kleine Paddelboote scheinen sie nicht wahrzunehmen.


Vor Schönebeck gerate ich fast mitten ins Elbeschwimmen. Die freundlichen Sicherheitskräfte vom THW machen sich Sorgen um die Gesundheit der Schwimmer. Am Ufer herrscht buntes Gewimmel und die Herren und Damen in den rot-weißen Badekappen werden vom Kommentator der Veranstaltung angefeuert. Schon weit vor den Buhnen geht das Elbeschwimmen in das Elbewaten über, denn der Wasserstand des Flusses ist extrem niedrig. Am Pegel Aken beträgt er nur ganze 60 cm. Dementsprechend gering ist auch die Strömung und stellenweise habe ich den Eindruck, ich paddle auf der Stelle.


Wie in einer Wasserrutsche werde ich allerdings am Domfelsen entlang durch Magdeburgs Innenstadt gespült. Spaziergänger auf der Uferpromenade und die Besucher des „Public Viewing“ der Fußballweltmeisterschaft schiessen an mir vorüber oder ich an Ihnen. Die Verengung des Flusses an dieser Stelle sorgt streckenweise für Wildwasserbedingungen. Erst hinter der Landeshauptstadt komme ich wieder in ruhigere Gewässer. Mittlerweile bläst mir aber der Wind nicht mehr in den Rücken, sondern ins Gesicht. Die letzten fünfzehn Kilometer der heutigen Etappe muss ich Meter für Meter dem Westwind abtrotzen. Hohenwarte in Sichtweite tauchen endlich die Autobahnbrücke der A2 und die Trogbrücke des Wasserstraßenkreuzes auf. Am Kilometer 340 laufe ich in die Zielbuhne ein.


Die Gastgeber der Herberge „Unser Paradies“ versorgen mich mit allem, was erforderlich: Einem Liegeplatz für MAJA,  einem für mich, einem Bootswagen zum Transport und einem deftigen Abendbrot. So gestärkt sehe ich mal über das eine oder andere Ziepen in den Schultern großzügig hinweg und bin schon gespannt auf die morgige zweite Etappe. Warum schaukelt eigentlich mein Bett?



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