von: Klaus Leander Fischer.
Als langjähriges Vereinsmitglied reklamiere ich für mich ein fragwürdiges Alleinstellungsmerkmal: Ich paddele die wenigsten Flusskilometer pro Jahr! Als Mensch, der nicht in Aken, sondern in Halle lebt und beruflich in ganz Deutschland arbeitet, fühle ich mich dennoch dem Verein und seinen Mitgliedern sehr verbunden.
So ermöglichte das intensive Vereinsleben am Oster-Wochenende die sehr herzlich eingebundene Teilhabe meiner afghanischen Freunde an den Aktivitäten.
Meine Freunde sind die alleinerziehende Sara mit fünf Kindern, von denen Fereschte, Fahad, Farede und Schahab mit nach Aken kamen und mein Freund Ajmal, dessen Frau und Kinder noch in Masar i Scharif (Afghanistan) leben. Sara mit ihren Kindern und Ajmal erreichten vor über zwei Jahren auf unterschiedlichen Wegen das sichere Deutschland und warten unabhängig voneinander auf den Fortgang und Entscheid ihrer Asylverfahren. Diese Zeit nutzen sie auch zum Deutschlernen; ich nutze sie im Rahmen meiner Möglichkeiten, um mit ihnen Normalität in Deutschland zu leben. Dazu gehört auch der tolle Miniurlaub mit Wohnwagen und Hausbetten auf dem Gelände des Kanuclubs Aken am Oster-Wochenende.
Ich gebe zu, dass die Ergebnisse der Landtagswahlen vom 13. März 2016 mit dem Wahlergebnis der AfD mich etwas verunsichert haben. Ich stellte mir aktuell die Frage, wie sinnvoll es ist, den lange gehegten Plan zu realisieren, mit meiner Frau Susanne und mit befreundeten Flüchtlingen Ostern nach Aken zu kommen? Würde ich etwa auch im Verein durch Andeutungen, Ironien und spürbare Ausgrenzungen ungefähr bis vier zählen müssen??? (Das Wahlergebnis der AfD betrug landesweit knapp 25%.)
Wir erlebten das grandiose Gegenteil! Nicht nur der Vereinsvorsitzende Roger Gründling stärkte mir von Anfang an den Rücken, auch Thomas Berger, als Vereinsvorstandsmitglied zuständig für die Jugendarbeit, ermöglichte uns allen einen tollen Schnupperkurs im Paddeln und das Naturerlebnis Elbauen. (Gleich nach der Rückkehr vom Paddelausflug schaute ich mir mit den Kindern als interessante Vertiefung im Internet Biber und deren Nestbauten an). Auch das ehrliche Interesse vieler anderer Vereinsmitglieder war spürbar. So wurde ich ohne Argwohn am Osterfeuer öfter gefragt, wer die Freunde seien und woher sie kommen. Schmunzelnd konnte ich zu vorgerückter Stunde nach so manchem Schnaps und Bier eine Diskussion mit meinem moslemischen Freund Ajmal beobachten, in der es um Schweinefleischverzehr ging. Auch wenn ich im Genuss von Schweinefleisch keine besondere Integrationsleistung sehe (dafür gibt es einfach zu viele Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen kein Schwein essen) finde ich solche Gespräche gut – ich habe mich da nicht eingemischt! Die gemeinsamen Mahlzeiten bei uns wurden übrigens getrennt geplant und vorbereitet und dann gemeinsam genossen. So haben Susanne und ich dadurch ganz toll persisch und afghanisch gegessen. Die Tage in Aken waren auch für Saras „Kinder aus der Stadt“ und uns eine kleine Herausforderung, waren sie doch weitgehend smartphonfrei und fernsehfrei. Das muss man erst mal aushalten! Der Fernseher blieb auf dem Schrank. Dafür bot Aken aber auch eine Menge Ersatz. Fahad sagte mir dazu, dass das Probepaddeln „supercool“ war. Auch das Holzhacken und das Abbrennen des vereinseigenen Osterfeuers fand er ganz toll. Sehr imposant war für ihn auch das große Osterfeuer am Samstag in Aken, wie er mir erzählte. Am Sonntag war sogar der Osterhase in Aktion (erklären Sie mal afghanischen Kindern den Osterhasen…) und brachte für einen Teil der Kinder Selfiesticks und profilierte sich damit ungemein:-)) Zusätzlich brachte das große Osterfeuer am Samstag im Ort einen herzlichen Kontakt zur Familie Coppius/Voß, die sich engagiert um Ibrahim aus Zentralafrika kümmert. Mit ihm und der Familie hatten wir noch ein turbulentes Kaffeekränzchen am Ostersonntag im Vereinshaus. Die Akener sind halt sehr locker! Der Verein ist es auch, konnte ich doch am Ostersonntag, wie frevelhaft, mein kleines Motorboot zu Wasser lassen und mit einigen interessierten Erwachsenen und den Kindern nacheinander über die Elbe huschen. Auch das fanden die Kinder „supercool“! Es war wirklich ein perfektes Wochenende – ich danke Euch allen in Aken von Herzen für die gute Zeit bei Euch und mit Euch!
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