von Mathias Döbbert
Es ist Anfang März und schönstes Paddelwetter.
So starte ich wieder einmal im Einer zu meiner wöchentlichen Trainings-Wohlfühltour die Elbe ein paar Kilometer hinauf und wieder hinunter.
Flussaufwärts paddelt man die Gegenströmung in den Buhnenfeldern ausnutzend immer hart am Ufer entlang. In den letzten Wochen ist mir jedoch unangenehm aufgefallen, dass diese Abschnitte der Elbe, mitten im Biosphärenreservat „Mittelelbe“, übersät sind mit Plastik und sonstigem Müll. Vieles davon wird bei dem hohen Wasserstand aus den überfluteten Buhnen gespült. Kein angenehmer Anblick, kann ich euch sagen!
Statt Biberpärchen, Kormorane, Enten und Reiher entlang des Ufers zu beobachten, starrt man auf entsorgte Wasserflaschen, Plastikbecher, Einkaufstüten und so weiter. Nun bin ich wild entschlossen, dem etwas abzuhelfen. Kurzerhand ließ ich die Gepäckluke des Kajaks offen und sammelte unterwegs ein, was ich greifen konnte. Schon nach vier Kilometern, war mein provisorischer Mülleimer voll. Die Ausbeute des heutigen Tages sieht man auf dem Fotos rechts.
Schuhe und Eimerteile landeten am Ende im Hausmüll, Flaschen im Altglas-Container und den Rest verfrachtete ich in den gelben Sack, wo diverse Teile nun einer freudigen Wiederverwertung entgegensehen. Den meisten Unrat verursachen offenbar die Angler. Achtlos werden Styropor-Köderdosen liegen gelassen oder gleich ins Wasser befördert. Auch die Flaschen der verschiedenen Muntermacher gehen offenbar auf deren Konto.
Dieses Verhalten ist schon sehr verwunderlich. Immerhin wollen sie die geangelten Fische, die sich zuvor an Mikropartikeln aus zersetzter Plaste gütlich taten, doch auch essen?! Aber auch Hausmüll landet in der Elbe. Am Kilometer 271,5 wird unterhalb der alten Flachsfabrik der Abfall einfach das Steilufer hinab gekippt. Früher oder später landet das natürlich auch im Wasser. Kein Wunder, dass sich im Atlantik schon riesige Quadratkilometer große Strudel aus Plastikmüll gebildet haben. Elbe und Nebenflüsse schaffen ja reichlich Nachschub ran.
Meine „Mülljagd“ hatte in erster Linie jedoch ein ganz eigennütziges Ziel. Ich möchte meinen Kurzurlaub auf dem Wasser schließlich nicht zwischen schmutzigen Joghurtbechern und Schnapsflaschen verbringen. Seid mal ehrlich! Wer will schon seinen mehr als wohlverdienten Urlaub auf einer Müllhalde verleben. Ein Anfang ist mit dieser Aktion gemacht. Mit viel Verständnis ist wahrscheinlich nicht zu rechnen. Schon im engsten Familienkreis wurde mir spontan empfohlen, einen Psychiater aufzusuchen. Ich finde aber, dass es nichts nützt, sich im Fernsehen nur schockierende Berichte über die Verschmutzung der Erde und Gewässer anzusehen und selbst nicht Hand anzulegen. So werde ich also weiterhin die eine oder andere Flasche aus dem Wasser ziehen. Und wer weiß? Vielleicht ist es ja eine Flaschenpost mit einer Einladung nach Prag oder einem romantischen Liebesbrief oder ...
Nachtrag vom 02.10.2016
Never ending story ... Die unendliche Geschichte 08.10.2016
Nachschlag vom 02.12.2016
Nachschlag vom 14.01.2017
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*Öko-Fotografen Mathias Döbbert & Hartmut Danne*
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Hans-Dieter Jahn (Sonntag, 17 April 2016 19:30)
Hallo Mathias,
großes Kompliment jedem Engagement für eine saubere Umwelt. Obwohl für immer mehr Menschen eine saubere Umwelt wichtig wird, kann man trotzdem an vielen Stellen sorglos weggeworfene Mülltüten u.ä. finden.
Ich glaube, dass auch in unserem Verein die Vorbildwirkung außerordentlich wichtig ist. Die "Umweltverschmutzer" sind in erster Linie Erwachsene. Deshalb müssen solche Aktionen eine breite Resonanz finden und vor allem unsere Kinder und Jugendlichen einbeziehen, denn sehr schnell steckt schlechtes Verhalten an.